19.04.2020

Dank Corona: Digitalisierung im Turbogang

netzversteherFoto: netzversteher

Das hätte die Staatsministerin für Digitalisierung nicht schneller haben können: In wenigen Wochen hat der Corona-Shutdown eine Digitalisierungswelle losgetreten, wie man sie mit milliardenschweren Förderprogrammen wohl in Jahren nicht erreicht hätte. Auf einmal versenden Lehrer ihre Schulaufgaben an ihre Schüler, Firmen halten ihre Meetings aus dem Homeoffice per Videoconferencing ab, der Arztbesuch per Videosprechstunde ist erlaubt – samt Krankschreibung für 14 Tage. Jeder, der kann, arbeitet mit Hochdruck daran, seine Dienstleistungen und Produkte online verfügbar zu machen. Live- und Kurzvideos ersetzen langweilige Text-Bild-Posts von Kleinbetrieben in den sozialen Netzwerken. Watchpartys sind das neue Ausgehen, „digitale“ Infoprodukte vom Onlinecoaching, -streaming und -learning der Renner. 


Heute schon gezoomt?!


Was zuvor wegen Datenschutzbedenken negiert wurde oder sich verzögerte, ist in der Krise kein Thema mehr. Bedenkenträger sind abgetaucht. Microsofts gleichnamige Teamsoftware avanciert zu eine der beliebtesten Kollaborationsplattformen. Zoom wird zu einem der gefragtesten Portalen für Videoconferencing. Auch die deutsche Fernwartungssoftware für das Teilen von Bildschirminhalten (Screen-Sharing), TeamViewer, geht durch die Decke und ist das ideale virtuelle Präsentations- und Akquiseinstrument.

Digitales Bezahlen versus Bargeld

Bargeld könnte mit Coronaviren kontaminiert sein, so die Angst vieler Verbraucher. Hygiene geht also vor. Auf einmal zahlen wir Deutschen lieber kontaktlos mit der Karte oder, immer häufiger, sogar mit dem Smartphone. Die Übergangsphase zur elektronischen Zahlung in der Offlinewelt dürfte erheblich beschleunigt worden sein. Agile Kartenakzeptanzanbieter wie Stripe und schnelle Kartenlesegeräte werden die Gewinner sein.

Beschleunigte Virenforschung

So „fieberhaft“ wurde noch nie weltweit an einem Impfstoff geforscht. Forschung und Pharmaindustrie überschlagen sich mit Ankündigungen. SAP-Chef Dietmar Hopp will sogar bereits im Herbst den Impfstoff mit seinem Unternehmen CureVac liefern. Aber auch virtuell sind Tausende Spieler in der ganzen Welt als Art Schwarmintelligenz unterwegs. In sogenannten „seriösen Spielen“, die also nicht primär oder ausschließlich der Unterhaltung dienen, wollen die „Gamer“ die entsprechenden Lösungen, freiwillig und unbezahlt übrigens, finden. Crowdsourcing Games, Hackathons, Distributed Computing und Serious Games sind mehr als zu vielversprechenden Instrumenten geworden, um Krankheiten zu verstehen und Heilungsansätze zu finden.



Run auf den Onlinekonsum

Geschäfte geschlossen, Ausgangssperre … Was tun?! Amazon, so heißt es, sei der große Gewinner der Coronakrise. Bislang machte der Onlinehandel in Deutschland gerade mal 15 Prozent des gesamten Marktes aus. Viele Unternehmen dürften nun verstanden haben, dass an einer webbasierten Bestellmöglichkeit kein Weg mehr vorbeiführt. Auch Hersteller und Anbieter wertbeständiger Waren und Luxuswaren, deren Produkte gerade in Krisenzeiten als Wertanlage gefragter sind denn je, müssen schnellstmöglich umdenken. Denn die Ware ist meist nur beim stationären Handel erhältlich. Für die nächste Pandemie müssen sich Luxusmarken daher etwas einfallen lassen, damit ihre Produkte nicht doppelt nicht erhältlich sind und nicht im „zweiten Markt“ das Geld verdient wird.

„It‘s all in the cloud“

Als 2011 der legendäre Apple-Mitgründer Steve Jobs das Ende der Festplatte und die Einführung der Apple iCloud verkündet, ahnt er wohl nicht, welche Bedeutung einmal dieser Technologie insbesondere in Zeiten von Corona und Homeoffices zukommen würde. Damals wenig beachtet und gewürdigt, war die Entscheidung Apples mehr als wegweisend, Fotos und Dokumente ihrer Nutzer dezentral auf Cloud-Rechnern zu sichern und damit überall verfügbar zu machen. Auch die letzten Unternehmen dürften nun davon überzeugt sein und Provisorien wie GoogleDrive und Dropbox in professionelle und DSGVO-konforme Lösungen überführen.

#corona #digitalisierung