14.06.2020

Der Burger, Mobile only und die Uniformität des Webdesigns

Screenshot burgerking.deFoto: Screenshot burgerking.de

Spätestens seitdem bei „klassischen“ Internetseiten immer häufiger das bei Smartphones gängige „Hamburger“ Menüsymbol mit den drei Strichen (☰) als Ersatz für das Hauptmenü verwendet wird, ist die Konvergenz beider Designstile nicht mehr aufzuhalten. Vorbereitet wird dieser Trend vom sogenannten „responsiven“ Webdesign. Hierbei handelt es sich um ein Programmierparadigma aus den Anfängen der 2010er-Jahre, welches die Anpassung der Homepagegestaltung an das jeweilige Endgerät mit einem Programmiercode ermöglicht.

Responsives Webdesign

Bis zum Einzug des „Responsive Webdesign“ (englischer Fachbegriff) in die Programmierstuben wird parallel zur normalen Desktop-Website eigens für das Smartphone eine zweite Variante programmiert. Meist wird diese Version inhaltlich abgespeckt und mediengerechter aufbereitet. Auch die Reduzierung der Navigationspunkte auf das Wesentliche zählt dazu. Denn der Smarpthonenutzer hat weniger Zeit bei der Rezeption der Homepage. Das Hauptmenü wird verschlankt und meistens gestalterisch angelehnt an das damalige Appdesign, das im Durchschnitt vier Hauptmenü-Punkte am Fuß der Seite beinhaltet und zudem auf Unterpunkte verzichtet.

Grafik: Netzversteher
Foto: netzversteher.de

Uniformität der Seiten

Doppelte Seitenpflege und Programmier- und Pflegekosten aber auch die Forderung nach barrierefreier Programmierung lassen responsives Webdesign zum Standard werden. Hinzu kommt, dass immer mehr Nutzer ausschließlich per Smartphone Internetseiten besuchen und das Modewort des „Mobile only“ die Runde macht. Letzteres besagt, dass Webseiten nur noch aus Sicht des Smartphonenutzers gedacht und programmiert werden sollen. Der aktuelle Designtrend hin zu „Weniger ist mehr“ führt ferner dazu, dass das Logo und das Burgersymbol neben Typo- und Fotografie zum prägenden Element der Homepage werden. Einziges Unterscheidungskriterium, da oft auch auf Texturen und Gestaltungsflächen verzichtet werden, sind die Typo- und Bildgestaltung.

Gute alte Zeiten

Dass das Web einmal förmlich vor Esprit und Designkunst sprüht, lässt sich beim einzigen Webdesignmuseum nachschauen. Mit dem Einzug des responsiven Webdesigns endet auch die Ausstellung: Bis 2006 hat das Museum über 1.600 Screenshots von Websites mit einzigartigem Design kuratiert. Das Hauptziel des Projekts ist es, vergangene Trends im Webdesign aufzuzeigen, die in jener Zeit im Internet vorherrschen. „Wir möchten das kreative Erbe der Webdesigner der Jahrtausendwende für künftige Generationen bewahren, denn die Internetnutzer im Jahr 2030 würden kaum erahnen, wie einzigartig die Websites in ihrer Gestaltung waren“, so „Museumsgründer“ Petr Kovář, von Beruf übrigens „Computerhistoriker“. Er beginnt 1996 mit der Nutzung des Internets und ist seither von diesem fasziniert.

Screenshots aus 25 Jahren

Die Screenshots von Websites stammen entweder aus dem Privatarchiv von Petr Kovář oder sie wurden über das Internet-Archiv, Stanford Web Archive Portal und andere Dienste bezogen. Seit dem Start des Museums im Mai 2017 haben sie mehrere Dutzend Screenshots von Besuchern einzigartiger Websites aus der Zeit der Jahrtausendwende erhalten, die ebenfalls in der Sammlung enthalten sind. Interessant sind auch die Zeitlinien an, die die Entwicklung der wichtigsten Websites der Welt in den letzten 20 Jahren skizzieren. In den Themenausstellungen werden unter anderem auch Werbebanner und Internetsuchmaschinen gezeigt.

Alles wird gleich

Zur Uniformität des Webdesigns tragen natürlich auch große Anbieter von vorgefertigten Designtemplates wie von TemplateMonster oder themeforest und Homepagebaukästen von Webdiscountern wie 1&1/Ionos, wix.com oder godaddy.de bei. Auch die millionenhafte Verbreitung des ehemaligen Blogtools „WordPress“ hat einen gewichtigen Anteil, welches heute das weltweit am meisten eingesetzte Content Management System ist. Die Zukunft ist also uniform. Die Angleichung vom Aufbau der Internetseiten lässt allerdings ihren Content, ob textuell oder bildlich, in den Vordergrund rücken. Texter und Fotografen also aufgepasst! Vielleicht gibt das Webdesignmuseum dem einen oder anderen Webdesigner Anstöße, dass nicht alle Internetseiten aus Logo, Burgericon, Text und Bild bestehen müssen. – Zu wünschen wäre es!

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