21.01.2021

Der Hype um die Audio-Live-App „Clubhouse“

Grafik: Netzversteher

Man nehme einen Corona-Lockdown und exklusive iPhone-Nutzer*innen und kreiere eine App, bei der man sich von virtuellem Raum zu Raum klicken und an unterschiedlichen Gesprächsrunden teilnehmen kann. Die Rede ist von der neuen sozialen Audio-App „Clubhouse“, die seit einer Woche durch die Decke geht und die derzeit meist heruntergeladene iOS-App in Deutschland ist.

Soziale Audio-Live-App

Die Nutzung erinnert mich an die ersten Stunden meines Besuchs bei Facebook 2007. Eine ebenso große Faszination übt für mich Clubhouse aus. Doch hier geht es nicht um das private Netzwerk und das Treffen alter Bekannten, sondern um Hunderte Diskussionsräume, an der ich per Audio live teilnehmen kann – mit Menschen aus allen Ecken der Welt. Faszinierend! Und Sound, Performance und Handling der App sind einfach spitze mit einem modernen Feeling.

Lauter interessante Themen und Wortmeldungen

Eben „sitze“ ich in einem Raum zum Thema Diversity mit Digitalministerin Doro Bär und mehreren Hundert Zuhörern, wenige Minuten später schaue ich einem Raum englischsprachiger Diskutant*innen rein, die sich über die Inauguration von Jo Biden unterhalten. Über Performance-Marketing geht es in einem anderen Raum weiter. Wild klicke ich mich durch die Themenräume und bin „geflasht“, dass dort zum Teil Tausende Menschen live sitzen und wie bei einer großen Messe zuhören. Das Nutzererlebnis ist ebenso hoch. Es gibt die Bühne (Main Lounge), wo Moderator*innen und Gesprächsteilnehmer*innen sitzen, und die Zuhörer*innen. Der Button „Hand heben“ ermöglicht, sich zu Wort zu melden. Das Wort erteilt dann einer der Moderator*innen. Wer gerade spricht, hat um sein Foto einen grauen Rahmen.

Per Einladung mithören und mitreden

Wikipedia kennt die Historie der App bestens: Clubhouse wird [demnach] durch den Stanford-Absolventen und ehemaligen Pinterest-Mitarbeiter Paul Davison und den ehemaligen Google-Mitarbeiter Rohan Seth gegründet. Die App geht im Frühjahr 2020 online. Ende Dezember hat sie 600.000 Nutzer*innen, zu dem Zeitpunkt wird das Unternehmen nach einem Investment der Wagniskapitalgesellschaft Andreessen Horowitz in Höhe von 12 Millionen US-Dollar mit knapp 100 Millionen US-Dollar bewertet. Die Nutzung ist bisher (Stand Januar 2021) nur für iPhone-Nutzer*innen möglich, nachdem man eine „Einladung“ durch bereits registrierte Nutzer erhalten hat. Registrierte Nutzer können sich ein Profil anlegen, gemeinsam neue „Räume“ eröffnen und ihre Gespräche in einem Kalender ankündigen, sodass andere zuhören können.

Nur für iPhone-Nutzer*innen

Die deutsche Techszene, offensichtlich alles iPhone-Nutzer*innen, hypen die Plattform und verwenden die Plattform rege. About you-Gründer Tarek Müller hat nach eigenen Angaben diese Woche schon 5 Stunden in den Clubhouse-Räumen abgehangen, einmal sogar bis morgens um 3 Uhr. Tech- und Internetstars wie Frank Thelen, Philipp Westermeyer, Florian Heinemann, Lea-Sophie Cramer, Alexander Graf, Ann-Katrin Schmit, Mathias Döpfner laufen ebenso in den Räumen und melden sich als Diskutant*innen zu Wort. Jeder von ihnen zählt bereits mehrere Zehntausend Followers, viele übrigens mehr als bei Instagram. Das hat es in so kurzer Zeit noch nicht gegeben.

Der Erfolg hat einen Namen

Krasse Bewegung. Und Zahlen, die für sich sprechen. Clubhouse trifft den Nerv der Zeit. Der Erfolg der App hat jedoch oder deshalb einen Namen: Corona. Der Wunsch, wieder an Informations- und Diskussionsveranstaltungen live teilzunehmen, sich weiterzubilden und auszutauschen, ist so groß, dass er mit Clubhouse gestillt wird. Dank Mitmachweb kann jeder zur Ausrichter*in, Moderator*in, Diskutant*in oder einfach nur zu Zuhörer*in werden. – Ein Erfolg ohne die Pandemie? Schwer vorzustellen! Würde mich freuen, wenn das Interesse an Clubhouse mit sinkenden Infektionszahlen nicht wieder abnimmt. Konkurrenz wird das neue Audio-Format solange sicherlich Podcasts und klassischen TV-Talksendungen machen.

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