Wer damals noch zweifelte, erlebt nun, zu welch radikalem Umbau von Geschäftsmodellen und Prozessen disruptive Technologien wie Big Data, Cloud Computing aber auch Social Media immer mehr Branchen zwingen. Zu diesem Ergebnis gelangt die Chefredakteurin der WirtschaftsWoche, Prof. Miriam Meckel, anlässlich der Verleihung des „Digital Transformation Awards 2015“ in Berlin. „Die Musikindustrie sei eine der ersten Branchen, deren Geschäftsmodell im anbrechenden Zeitalter umfassender Digitalisierung erodierte. Filme, Bücher, die Handelswelt folgten. Jetzt beginne die umfassend vernetzte Industrie 4.0, die Produktionsprozesse zu revolutionieren“, so die Einschätzung der renommierten Journalistin. Aber auch steckten die Medien mitten im digitalen Umbruch. „Software frisst die Welt“, habe Marc Andreessen, einst Netscape-Gründer und heute Risikoinvestor, Anfang dieses Jahrzehnts voraussagend geschrieben.
Doch für Miriam Meckel liegen eben dort die Chancen begründet: „Wir erleben eben auch, welche enormen Chancen dieser Wandel für Unternehmen und Industrien bietet, die sich der digitalen Transformation stellen.“ Um Unternehmen für disruptive Technologien zu motivieren verleiht die WirtschaftsWoche den Digital Transformation Award für digitale Leuchtturmprojekte ins Leben gerufen. Schirmherr der Veranstaltung ist Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur. Vergeben wird der Preis in drei Kategorien an Unternehmen, Organisationen und Behörden, die unter Einsatz von digitalen Technologien ihre Wertschöpfung erhöht und Mehrwert geschaffen haben.
Der Preis in der Kategorie Business & Strategie geht an Hager SE für die Entwicklung einer Automatisierung der Werkzeugverwaltung für Spritzmaschinen. Der Dienstleister für elektrotechnische Installationen im Wohn-, Industrie- und Gewerbeimmobilien überzeugte die Jury mit der digitalen Vernetzung von Werkzeugen, Maschinen, Logistikfahrzeugen und ERP-System und der damit geschaffenen Basis für einen weiteren Ausbau der Industrie 4.0.
Preisträger in der Kategorie Produkt & Service ist die DPD GmbH & Co. KG, die mit ihrem Projekt dem Paketempfänger ein Zustellzeitfenster von einer Stunde nennt und durch eine Online-Karte in Echtzeit sichtbar macht, wo genau das Paket sich gerade befindet. Der Empfänger kann so bis zu fünf Minuten vor Zustellung das Paket noch umleiten, zum Beispiel zu einem Wunschnachbarn. Die Jury überzeugte hierbei, dass die Bedürfnisse des Kunden im Fokus stehen und durch die vollständig digitale und mobile Interaktion zwischen DPD und Empfänger eine maximale Transparenz und Flexibilität erreicht wird.
Sieger in der Kategorie Unternehmenskultur ist die Audi AG mit ihren Social-Media-Plattformen für die eigenen Mitarbeiter: Audi contacts (internes Xing), Audi team (internes Facebook), Audi dox (interne Dropbox), Audi wiki (internes Wikipedia) und Audi mynet (internes spiegel.de inkl. YouTube). Damit steigert das Unternehmen ihre Effizienz in der zunehmenden übergreifenden Zusammenarbeit sowie ihre Attraktivität als Arbeitgeber.
In der Kategorie „Implementierung“ geht der Preis an das Studierendenwerk Trier für die Entwicklung einer Mensa-App. Mithilfe der App und bebilderten Speisen werden Individualisierungsoptionen und umfassende Begleitinformationen, zum Beispiel in Form von Zutaten-Popups, gestellt und die interaktive Dimension des Mensa-Essens gefördert. Die Jury hebt in ihrer Begründung hervor, dass eine derartige Kundenzentriertheit und die digital-strategische Ausrichtung für eine Anstalt des öffentlichen Rechts vorbildlich ist. Thomas Stiren, Vorstand der rdts AG, der mit seiner Agentur die App entwickelt hat, ist stolz: „Ein solcher Award zeigt den Innovoationsgeist unseres Kunden und den Ideenreichtum unseres Teams. Dank Digitalisierung und Disruption können auf Seiten des Studiwerks Kosten gesenkt und die Kundenzufriedenheit erhöht werden. Natürlich mussten dazu auch alte Zöpfe abgeschnitten werden. Die Auszeichnung zeigt aber, dass sich dieser Prozess gelohnt hat.“ In das gleiche Horn bläst Andreas Wagner, Geschäftsführer im Studierendenwerk Trier: „Wir haben die Bedürfnisse unserer Studierenden wahrgenommen und diese dann konsequent mit unserer Agentur rdts AG digital umgesetzt“.
Der Sonderpreis „Impuls“ erhält die Wirtschaftsförderung Wuppertal AöR für ihren bisher bundesweit einzigartigen Lösungsansatz, den stationären Einzelhandel mit den Vorteilen der Online-Welt zu verknüpfen. Das Projekt bietet Händlern die Möglichkeit ihre Produkte den Kunden online auf einem digitalen Marktplatz vorzustellen und diese darüber zu vertreiben. Die Jury begründet den Sonderpreis damit, dass sich durch die Verschmelzung vom Online- und Offline Handel die Frequenz in der Innenstadt Wuppertals erhöht hat und so der lokale Einzelhandel gestärkt wird.
Mehr als 150 Gäste waren zur Preisverleihung des zweiten „Digital Transformation Awards“ in das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur in Berlin geladen.