26.05.2019

Die Macht des Internet: Die Sache mit der Zerstörung

Screenshot Youtube-Channel Rezo ja lol eyFoto: Screenshot Youtube-Channel Rezo ja lol ey

Sie wissen sicherlich, über was ich schreibe. – Zerstört wurde sie aber nicht. Die CDU. Aber der Youtuber Rezo kann für sich beanspruchen, dass er sie ganz schön hingestreckt hat und den Ausgang der EU-Wahl ziemlich beeinflusst hat. Denn sein Video über die „Lebens zerstörende Politik“ dieser Volkspartei verbreitete sich nicht nur im Internet wie ein Lauffeuer. Die tägliche Berichterstattung der klassischen Medien holte das Thema in die breite Öffentlichkeit und verstärkte die mediale Präsenz.

Kurz vor dem EU-Wahlsonntag verfünffachten sich die Zugriffe auf sage und schreibe 12 Millionen. Nach den mehrfach ungeschickten Reaktionen von Parteichefin, Generalsekretär und Politik-Nerd Philipp Amthor schlossen sich weitere 90 Youtuber an und setzen mit einem weiteren Video gegen die Klimaerwärmung und die CDU/SPD eins drauf. Damit war es geschehen: Die CDU wurde zu einem No-Go unter den Jugendlichen. Wer dort sein Kreuzchen am Sonntag bei der Europawahl hinsetzen würde, der würde persönlich zur Klimaerwärmung beitragen. Das zumindest vermittelten die Youtuber.

In den sozialen Netzwerken hatten die Videos ihre Zielgruppe erreicht. Bei den Jugendlichen genießen Influencer wie Rezo ein hohes Ansehen. Die persönliche Identifikation ist hier am stärksten. Das authentische Auftreten der Influencer trägt seines dazu bei. Dass Deutschland beim Ausgang der Wahlen also zweigeteilt sein würden, das musste jedem Medienkenner spätestens seit Donnerstag klar gewesen sein. Und so kam es, wie es kommen musste: Die CDU räumte 40 % bei den älteren Wählern ab (Grüne rund 13 %) und bei den Jugendlichen 11 % (Grüne dagegen 34 %). Der Wahlaufruf, nicht CDU, SPD und AFD, also die Grünen zu wählen, war angekommen und hat gesessen. Schaut man in Rezos twitter-Account, ist er seit vielen Jahren ein CDU-Hater und insbesondere nach der Urheberrechtsreform Anfang des Jahres hatte der Youtuber eine Rechnung mit der CDU offen, die er in vielen Vlogs mit dem Hashtag #niewiedercdu quittierte. Ob also die Klimapolitik der Groko wirklich der Beweggrund für sein Bashing war, ist danach erheblich anzuzweifeln.

Aber was lernen wir davon?! Ob „wissenschaftlicher Fakt“ oder Hass, ob Intrige, Fake oder Wahrheit, ob gekauft, bezahlt oder nicht. Die schnelle Verbreitung von Nachrichten in den sozialen Netzwerken ist zu einem nicht planbaren Unsicherheitsfaktor im Politiktheater geworden. Nur derjenige, der die Klaviatur mit Pfiff und der Sprache der Zielgruppen spielt, kann kontern. Die CDU mit ihrem lahmen Wahlkampf und verkrusteten Strukturen war dazu nicht in der Lage. Sie war unvorbereitet, dem Youtube-Hit zu kontern. Wer im Jahr 2019 Politik macht, muss es wissen!