20.06.2020

Die Neuen zeigen, wo es lang geht: Telegram, Twitch und TikTok

wikipedia.org (Collage netzversteher)Foto: wikipedia.org (Collage netzversteher)

Diese drei Namen, alle mit dem Buchstaben „T“ beginnend, sollte man sich merken. Unbemerkt von den „Mainstream-Social-Media“-Plattformen haben sie sich in den jeweiligen Nutzersegmenten längst zu den angesagtesten Plattformen entwickelt: Twitch ist cooler als YouTube, Telegram bietet die besseren Messengerfunktionen und TikTok ist einfach nur geil. So oder so ähnlich charakterisieren ihre Nutzer „die Neuen“.

Das bessere Nutzererlebnis

Zuletzt vor einem Jahr habe ich TikTok einen eigenen Blogartikel gewidmet, um auf die zukünftige Bedeutung der App hinzuweisen. Warum TikTok, Telegram und Twitch die Massen so fasziniert, ist ganz einfach: Das Nutzererlebnis, das die Dienste bieten. Einfachste Bedienung, konkurrenzlose Zusatzfunktionen, perfekte Geschwindigkeit. Sie sind momentan um Meilen besser als „die Alten“. So ist es übrigens auch 2007. Es sind genau dieselben Gründe, warum facebook sich so rasend schnell verbreitet. Die Technik und Funktionalität der ersten sozialen Netzwerke wie WKW (Wer kennt wen) oder StudiVZ können Ende der 2010er-Jahre mit Zuckerbergs Internet-Programmierung und Anwendungsperformance nicht mehr mithalten. – Doch sehr bald könnte Facebook das gleiche Schicksal widerfahren.

Bist Du nicht mehr hot, bist Du off

Und bei aller Regulierungswut sollten Politiker genau das einmal wahrnehmen, denn es betrifft sie zugleich selber. Bist du nicht mehr hot, bist du off. So prangern die im „social-gestern“-lebenden Politiker das Netzwerk facebook an, dabei nutzen sie es mehr als alle andere zur Selbstdarstellung. Der Morgenlauf, die Bahnfahrt nach Stockholm zum „Austausch des vorbildlichen Gesundheitssystems“, der Rinderbraten mit französischem Rotwein usw. Eines der ersten großen Social Networks, myspace, war schneller weg als gedacht. Auch damals warnten Politiker vor der Übermacht. Doch Politiker sind träge und so hängen ausgerechnet diese bei dem – nach ihrer Meinung – so regulierungsbedürftigen facebook rum. Dabei spielt die Musik längst woanders. Sie diskutieren und lamentieren selbstverliebt unendliche Stunden ihrer Lebenszeit in virtuellen politischen Debatten.

Telegram – Wer nutzt noch WhatsApp?!

Eigentlich ist das Telegram„m“ eines der ältesten elektronischen Kommunikationsmittel, erfunden in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Mit dem gleichnamigen Instant Messenger hat es natürlich historisch wenig zu tun, gleichwohl bei beiden die Kernfunktion gleich ist, eine Nachricht von A nach B zu versenden. Was vor 150 Jahren noch von Beamten als Briefgeheimnis übermittelt wird, bieten heute komplett verschlüsselte digitale Übertragungswege. Daher sperren einige Länder den Dienst auch aus. Beliebt ist er aber vor allem wegen seiner umfangreichen Einstellungsmöglichkeiten im Vergleich zu den Konkurrenten WhatsApp und facebook Messenger. Generell zeigt sich Telegram reifer in seinen Funktionen, insbesondere bei den Standards wie Schreiben und Antworten und in Gruppen – mit oder ohne Bots. Das Handling ist flotter. Broadcasting-Funktionen sind nicht limitiert. Die Mehrfachnutzung auf allen Endgeräten ist hier Standard. Alles in allem eine veritable Konkurrenz und Alternative zu WhatsApp & Co.

Twitch – YouTube war gestern

Auf der Streaming-Plattform, ursprünglich für Gamer und E-Sports, werden Sendungen (wie beim Fußballspiel im guten alten Fernsehen) live übertragen und kommentiert. Mittlerweile werden alle Lebensbereiche und Genres abgedeckt und bringen ihre eigenen Moderatorenstars hervor. „In Real Life“ lautet ein Format, bei der man sein eigenes Leben teilen kann. Julien Bam, bekanntester deutscher YouTuber, wechselt Anfang des Jahres komplett zu Twitch. Ein Trendsetter und die ersten Vorboten, dass Twitch dem Schwergewicht YouTube mal den Rang ablaufen könnte. Die Monetarisierung von Sendungen ist durch ein integriertes Spendensystem äußerst attraktiv. Nutzer sind mittlerweile bereit, für gute Sendungen regelmäßig spontan oder im Abo zu bezahlen. Auch das „Spenden“ funktioniert „easy“. In Deutschland steht Twitch auf Platz 23 der meist aufgerufenen Internetseiten und ist die größte Streaming Plattform. Bei YouTube ist man den Algorithmen ausgeliefert, das macht das „Influencer-Business“, also die Monetarisierung der Videoinhalte, immer weniger planbar.

TikTok – Hollywoodreife Clips

Ursprünglich startet TikTok als Lippensynchronisationsapp. Songs, Dialoge aus Serien und Filmen werden über die App von Nutzern nachgespielt und synchronisiert. TikTok verfügt mittlerweile über eine große Bibliothek und stellt sie mit einer Reihe von Videobearbeitungseffekten kostenfrei zur Verfügung, sodass alles in der TikTok-App läuft. Die Beiträge sind vor allem kurz, aber kreativ, spritzig und manchmal sogar hollywoodreif. Jeden Tag gibt es neue witzige Videoclips der weltweiten Community, vornehmlich aufgenommen von der Generation Z. Mit einem Wisch gelangt man zur nächsten Story. Ihre chinesische Wurzeln stören zurzeit keinen Nutzer. Wie bei Twitch lassen sich schnell Reichweiten erzielen. Daher herrscht bei vielen Influencern Goldgräberstimmung, da ein organisches Wachstum bei Instagram & Facebook kaum noch möglich ist.

Einsteigen!

Drei neue Social-Media-Angebote, die es in sich haben und mit einem Plus an Funktionen und der Originalität ihrer Nutzer überzeugen. Social Media pur – die drei Ts! Unternehmen mit Fokus Generation Z sollten schnell mit der neuen Plattform warm werden und diese als Marketinginstrumente nutzen.

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