Diesen Artikel tippe ich gerade ziemlich „oldstyle“ im – mehr oder weniger – Zehnfingersystem auf meiner iPad-Tastatur. Was wäre, wenn ich ihn qua Gedanken zu Papier bringen könnte. „Zurück. Zurück. Fragezeichen. Ausrufezeichen. Absatz. Zwischenüberschrift.“ Wäre schon praktisch;-)
Kein esoterischer Hokuspokus
Was sich wie Zukunftsmusik anhört, ist kein esoterischer Hokuspokus mehr, sondern wird in einfachen Anwendungen via Elektroenzephalografie (EEG) bereits in Medizin, Therapie und Forschung angewandt. Dank einer EEG-Haube werden die neuronalen Aktivitäten des Gehirns z. B. in geschriebene Wörter übersetzt. Das Ganze steckt noch in den Kinderschuhen, aber alle Techkonzerne sind bereits fleißig am Forschen.
Nervensignale per Bluetooth an den Computer
Jüngst hat sich der FACEBOOK-Konzern an dem Start-up CTRL-Lab beteiligt. Das Labor hat bereits Armbänder entwickelt, welche die Nervensignale erfolgreich messen, die vom Gehirn zu den Fingern wandern. Die Signale werden in gewünschte Befehle übersetzt, wodurch der Gedanken-zu-Text und das Bewegen von Objekten ermöglicht werden. Das Unternehmen nutzt also die Neuroanatomie, um einzelne Muskelfasern zu identifizieren und die Aktivität einzelner Neuronen zu rekonstruieren, die diese Muskelfasern steuern. Entwickler können sich jetzt schon melden, um „bald mit der Integration neuronaler Schnittstellen in ihre Projekte zu beginnen“, heißt es auf der Website.
FACEBOOK will Massenproduktion
FACEBOOKs Vizepräsident Andrew Bosworth will den Nutzern damit natürlichere und seines Erachtens intuitivere Möglichkeiten bieten, mit Geräten und Technologien zu interagieren. Und wir wollen diese Art von Technologie im großen Stil entwickeln und sie schnell in Konsumgüter umsetzen, erklärt er die Zielsetzung der Übernahme. Technisch funktioniert es laut Bosworth so: „Die Neuronen im Rückenmark senden die elektrischen Signale an die Handmuskeln, die ihnen sagen, sich auf bestimmte Weise zu bewegen, z. B. per Mausklick oder Knopfdruck. Das Armband decodiert diese Signale und übersetzt sie in digitale Befehle, die das Gerät verstehen kann.“
Auch Elon Musk mischt mit
Neuralink geht noch einen Schritt weiter. Ein neurochirurgischer Roboter führt feinste Elektroden-Fäden mit einer Mikropräzision ins Gehirn ein, um Gedanken zum Computer übertragen zu können. Hinter diesem US-amerikanischen Neurotechnologie-Unternehmen steckt kein Geringerer als Elon Musk, der die Techcompany 2016 mit acht weiteren Personen gegründet hat. Die sogenannten Brain-Machine-Interfaces (BMIs) von Neuralink sind aber vor allem vielversprechend für die Wiederherstellung der sensorischen und motorischen Funktionen von Menschen mit Beeinträchtigungen und die Behandlung von neurologischen Störungen.
Autonomie über unseren Kopf behalten
Der Publizistin Miriam Meckel geht das alles zu weit. Als Grenzgängerin zwischen Wissenschaft und Praxis beobachtet sie seit Jahren, wie neue Technologien und das Internet unser Leben verändern. Mit dem Fortschritt wachsen ihrer Ansicht nach die Erwartungen an unser Gehirn. Sie warnt deshalb davor, eine gefährliche Grenze zu überschreiten: Das Denken werde berechenbar, der Mensch optimierbar. Daher fordert sie: „Wir sollten nicht alles machen, was machbar ist. Wir müssen die Autonomie über unseren Kopf behalten – als Kreativraum und Refugium des Bewusstseins.“
Fazit
■ Digitale Telepathie hat längst Einzug in Medizin und Forschung erhalten. Die Kommerzialisierung ist nicht mehr aufzuhalten. Zu stark überwiegen die Vorteile, welche die virtuelle Gedankenübertragung insbesondere für Menschen mit Einschränkungen mit sich bringen.
■ Der Entwicklungsstand der FACEBOOK-Armband ist bereits fortgeschritten und wird in den nächsten Jahren als Endkunde nutzbar sein. Bereits jetzt können Unternehmen und Entwickler sich registrieren, um Schnittstellen für ihre Geräte und dem CTRL-Kit einzurichten.
■ Ein ethischer Kodex und gesetzliche Regelungen sind allerdings unerlässlich. Denn Techkonzerne, Regierungen und Dritte haben in unseren Gehirnen nichts zu suchen.
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