Es sind keine schönen Tage. Mitten in Europa tobt der Krieg. Tausende verlieren ihr Leben. Freunde und Familien werden auseinandergerissen. Millionen Menschen sind auf der Flucht. Unfassbar! Damit ein Dritter Weltkrieg und damit ein nuklearer Overkill verhindert wird, halten sich die NATO-Staaten vor einer direkten kriegerischen Auseinandersetzung mit Russland zurück. Indirekt hat der Krieg aber bereits begonnen. Die Ukraine wird mit Waffenlieferungen und finanziellen Mitteln von den NATO-Staaten unterstützt. Wirtschaftssanktionen in einer unvorstellbaren Größe sollen Russland dazu bewegen, den Krieg zu beenden. Auch eine Welle der „Cancel Culture“, wie wir sie noch nie erlebt haben, soll Russland (und ihre Unterstützer) gesellschaftlich isolieren und durch den Ausschluss an kulturellen, sportlichen und wissenschaftlichen Zusammenkünften unter sozialen Druck setzen.
TikTok wird zu WarTok
In der virtuellen Welt ist der Weltkrieg schon längst ausgebrochen. Auf allen Ebenen und auf allen Kanälen ist der – frei nach der Publizistin Miriam Meckel – „Weltinformationskrieg“ voll im Gange. Auf den sozialen Netzwerken wimmelt es so von Fakevideos. Einige werden schnell als Fake entlarvt. Auch die Social Media-Konzerne sperren die Troll-Armeen und „Putinbots“ aus, mit denen per Werbeanzeigen, Fakenews und Social-Media-Posts Stimmung gemacht werden sollen. Vor allem das soziale Netzwerk TikTok ist das Informationsmedium Nr. 1 geworden, das die Ukrainer nutzen, um – zum Teil sogar live – von der Kriegsfront zu berichten. „Wie TikTok zu WarTok wurde“, betitelt DER SPIEGEL treffend die Situation und konstatiert, dass auf der „einstigen Spaßplattform“ das Leben der Ukraine vielfach dokumentiert werde.
Der Cyberkrieg tobt
Das passt dem russischen Präsidenten Wladimir Putin überhaupt nicht. Die sozialen Netzwerke lässt er zunächst von der Datengeschwindigkeit drosseln und nun sogar – zum Leid vieler Jugendlicher und Influencer – ganz abschalten. Auch die allgemeine Berichterstattung über den Ukraine-Krieg wird mit Strafen sanktioniert. Doch eine Organisation hat der russische Präsident wohl nicht auf dem Schirm gehabt. Das Web-Kollektiv „Anonymous“ erklärt ihm wenige Tage nach dem Angriff auf die Ukraine den Krieg. Russische Fernsehsender werden gekapert, um die Bevölkerung über die „wahren Begebenheiten“ zu informieren. Offizielle russische Homepages werden lahmgelegt, gehackt und Daten geleakt. Der reichste Mann der Welt, Elon Musk, nutzt seine Satellitenplattform Starlink, um kostenloses Internet über der Ukraine auszustrahlen. Schließlich fordert er Putin per Twitter sogar zu einem „Kampf von Mann zu Mann heraus. Der Einsatz ist die Ukraine“. – Immer skurrilere Formen nimmt der Krieg an.
Information und Desinformation werden zu Waffen
Google-Bewertungen werden genutzt, um die russische Bevölkerung über die Kriegssituation in der Ukraine zu informieren. Der TikTok-Kanal „hellogeek“ will wissen, dass 61.000 Airbnb-Wohnungen in der Ukraine gebucht wurden, um darüber 1,9 Millionen Dollar Geld zu spenden. Und wieder einmal stecken die Menschen in der „Infodemie“ – einem Kofferwort aus Information und Epidemie. Nach Corona macht die Informationsflut über den Krieg den Menschen zu schaffen. „Das exzessive Konsumieren negativer Nachrichten im Internet“ macht krank. Das neue Buzzword dazu lautet „Doomscrolling“ („verdammnisblättern“) und wie Wikipedia weiß: „Der gesteigerte Konsum von vornehmlich negativen Schlagzeilen kann gesundheitsschädliche psychophysiologische Folgen haben.“ Für Miriam Meckel ist der Kampf um Information und Desinformation längst dem mit Waffen gleichzusetzen. Hoffentlich raufen sich die Mächtigen der Welt schnell zusammen und finden den Weg zum Verhandlungstisch.
Mr. Putin, give Peace a Chance!
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