Wie greift das digitale und technologische Weltgeschehen in die menschliche Identität ein – und was für eine Gesellschaft wird am Schluss dabei herauskommen? Wie werden unsere Identitätsvorstellungen und Wünsche durch digitale Kommunikation geprägt oder erschaffen?
Von Thomas Stiren
Diese und andere Fragen wirft der künstlerische Leiter, Alain Bieber, bei seiner Debütausstellung im Düsseldurfer Kunstmuseum „NRW-Forum“ auf. Dort fand auch die erste Cyborg-Messe statt, in deren Mittelpunkt implantierte Chips mit Mehrwertdiensten stand. Alain Bieber ist eine bemerkenswerte Ausstellung mit einem Mix aus Hoch- und Populärkultur zur digitalen Identität gelungen.
Wer bin ich?
Beim ersten Brainstorming zur digitalen Identität dokumentiert und karikiert das bekannte „Selfie“ die Grundfrage der Menschheit „Wer bin ich?“. Wie diese sich unter dem Einfluss digitaler Medien ausprägt, verändert und weiterentwickelt, das zeigt recht eindrucksvoll diese Ausstellung und liefert mit 23 internationalen und nationalen Positionen Denkanstöße und mögliche Antworten; beteiligt sind: Kim Asendorf, LaTurbo Avedon, Evan Baden, Arvida Byström, Kurt Caviezel, Robbie Cooper, Heather Dewey-Hagborg, MC Fitti, Alison Jackson, Erik Kessels, Florian Kuhlmann, Dafna Maimon, Netro, Onformative, Ontheroofs, Martin Parr, Evan Roth, Andreas Schmidt, Guido Segni, Oliver Sieber, David Slater, Amalia Ulman und Jonas Unger.Düsseldorf ist die Selfie-Hauptstadt
25 Millionen Deutsche machen die fotografischen, auf Armeslänge eigens aufgenommenen Selbstporträts. „Selfie“ wurde 2013 zum englischen Wort des Jahres gekürt. Und 2014 erhob das Time magazine Düsseldorf zur Selfie-Hauptstadt der Bundesrepublik. Die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt landete im internationalen Vergleich auf Platz 136 – weit vor Berlin oder Hamburg.
Wer will ich sein
Aus der Grundfrage der Menschheit „Wer bin ich?“ leitet sich die Frage „Wer will (oder: soll) ich sein?“ ab. Diese Frage beschäftigt Philosophie, Wirtschaft, Moral, Theologie wie Politik gleichermaßen und sie materialisiert sich in gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Ausdrucksformen. Das Selbstbild ist im Netz wesentlich bestimmbarer als in
vordigitalen Zeiten.
Agil, aktiv – und kreativ
Das digitale Ich ist für Alain Bieber agil, aktiv – und kreativ. Und es wird immer künstlerischer: Im Selfie wird das Real Life wie auf einer Bühne inszeniert, auf Twitter tummeln sich Aphorismen und Aperçu, in Internetvideos finden sich Monologe, Tanzvorstellungen, Performances und Internet-Memes setzen Bilder durch das Hinzufügen von Text in einen anderen Kontext. Jeder ist in der Lage, sein virtuelles Wunschbild zu schaffen. Zeitgleich existiert gerade im digitalen Kulturraum das Bedürfnis danach, als „man selbst“ zu sprechen. Das wahre Ich kann der Versuchung nicht widerstehen und gibt sich öffentlich preis – Themen des Datenschutzes, der Persönlichkeitsrechte ignorierend oder hinnehmend.
Eine Messe zum Nachdenken, Staunen und Selbstreflektieren!
#egoupdate #selfie #ich #netzversteher
Pressemitteilung: http://www.nrw-forum.de/presse/