23.06.2020

Infodemie: Knoblauch schützt gegen Coronaviren

WHOFoto: WHO

Das Internet steht mal wieder am Pranger. Auf der Welt herrscht die Coronapandemie und im Internet tobt die daraus entstandene „Informationspandemie“, kurz Infodemie. Diesmal hat das Buzzword nicht ein hipper Onlinemarketer kreiert, sondern die Weltgesundheitsorganisation (WHO) höchstpersönlich. Gemeint ist die Fülle an Falschinformationen, die im Zuge der Pandemie das Internet überfluten. „Der Ausbruch des Erregers 2019-nCoV ist von einer ‚massiven Infodemie’ begleitet“, warnt die WHO und sieht sich schon im Februar gezwungen, eine Gegenkampagne zu starten (einen Monat übrigens vor dem deutschen Lockdown).

Knoblauch schützt vor Coronaviren

Mit kreativen Bannern greift die Genfer Organisation die Falschinformationen, Gerüchte und Mythen auf und versucht sie zu widerlegen. In einer der Kampagnen geht es um das Gerücht, die Einnahme von Knoblauch verhindere oder mindere die Infektion mit den Coronaviren. Bizarre Ausmaße nimmt die Infodemie in Großbritannien an. Dort werden 5G-Mobilfunkmaste angezündet, da sie die Corona-Lungenkrankheit verursachen sollen. Zur Verwirrung führt auch eine per WhatsApp verbreitete Tondatei, kein Ibuprofen, sondern lieber Paracetamol als Medikament einzunehmen. Diese gezielten Falschinformationen beschäftigt nicht nur die Leserschaft in sozialen Netzwerken, sondern eben auch die Wissenschaftler der WHO.

WHO/facebook.com

Zu einer Pandemie zählen immer drei

Zu einer Pandemie zählen bekanntlich immer drei: das Virus, der Verbreitungsweg und die Infizierten. Die Informationsüberflutung zur Pandemie, das Internet und die Informationsjunkies. Und von denen gibt es in Deutschland mehr als alle Coronainfizierte ever. Denn egal, wo man im Internet rumklickt: es gibt nur noch ein Thema. Wie viele haben sich im Vergleich zum Vortag infiziert, wie hoch ist die Sterblichkeitsrate, helfen Mundnasenmasken, wann implodiert das deutsche Gesundheitssystem usw. Die Informationsdichte ist gewaltig, und die Nachrichten potenzieren sich. Die Fokussierung der Befallenen auf die täglichen „Überdosis“ – ob Klatsch, Tratsch, journalistisch recherchiert oder wissenschaftlich fundiert – nimmt krankhafte Züge an. Aus meinem engen Bekanntenkreis weiß ich, dass einige von ihnen nachts nicht schlafen können und regelmäßig aufstehen müssen, um über die aktuellsten Entwicklungen informiert zu sein. Sie versenden E-Mails mit eigenständig recherchierten Erkenntnissen, warnen und beschwichtigen. Andere posten ihre Thesen pro oder contra Lockdown, Masken und Impfen … und auch Bill Gates. Diese werden allerdings gleich als Verschwörungstheoretiker abgestempelt, die wiederum glauben, bald vom Staatsschutz überwacht zu werden.

Einfach mal Nachrichten Nachrichten sein lassen

Wie bei der Coronapandemie wäre im wahrsten Sinne des Wortes ein wenig Abstand der Betroffenen zum Nachrichtenoverkill und ein „Lockdown“ des eigenen Nachrichtenkonsums, ob in Social Media oder in der Onlinejournaille, sehr hilfreich gewesen. Doch zu erkennen, dass man selbst von der Infodemie „infiziert“ ist und das auf einer Art Metaebene zu ergründen, ist für „Infizierte“ nicht einfach. Daher sind Bestrebungen der WHO und einiger Länder nicht nur Portale einzurichten, die über Zahlen und Fakten berichten, sondern auch über die Ausbreitung von Falschinformationen, das richtige Instrument die Infodemie einzudämmen. Dazu zählt aber auch, dass man sich einmal kritisch mit der, wie ich finde, Dramatisierung der Pandemie in der allgemeinen Medienberichterstattung wissenschaftlich beschäftigt und seine Schlüsse zieht. Eine ist, dass sie ihren Teil zur Infodemie beigetragen haben. Der Verbreitungsweg war zwar das Internet, aber die Luft kann auch nichts dafür.

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