04.12.2016

Mobile & Me – Wie das Ich die Medien steuert

Grafik: Netzversteher

Aufmerksamkeitsökonomie und Algorithmen, Virtual Reality und Vertrauenskrise, künstliche Intelligenz und Disruption: So lauteten die Schlagworte der 30. MEDIENTAGE in München. Über 6.000 Besucher und 400 Experten tauschten sich drei Tage lang mit den aktuellen Entwicklungen der digitalen Medienwelt aus. Der disruptive Wandel der Medienbranche stand auch in diesem Jahr im Mittelpunkt: Nutzer nehmen über soziale Online-Netzwerke zunehmend Einfluss auf die Medien und erhalten zugleich immer häufiger personalisierte Inhalte. Grundlage für solche Entwicklungen sind die Nutzerdaten und von Algorithmen gesteuerte Plattformen.

Algorithmen bestimmen Inhalte

Dabei geht es nicht nur darum, Inhalte überall und jederzeit für alle Endgeräte verfügbar zu machen, sondern auch optimal auf die Bedürfnisse und Stimmungen der Nutzer abzustimmen. Entsprechend müssen Produktion und Kuratierung, Distribution und Finanzierung von Medien optimiert werden. Für Internetexperte Thomas Stiren von der Trierer Agentur rdts AG bestimmten die Themen künstliche Intelligenz und digitale Assistenzplattformen nahezu alle Diskussionen und Vorträge.

Systematische Auswertung von Nutzerdaten

„Algorithmen, Chatbots und intelligente Empfehlungssysteme der Social Media-Angebote bereichern zwar das Leben der Nutzer, birgen aber auch Gefahren“, warnt Stiren. Dass die systematische Auswertung von Nutzerdaten schon heute die Medieninhalte verändert, wird angesichts von Social-Media-Aktivitäten, Online-Angeboten oder Mobilfunk-Apps von Printmedien und Rundfunk-Programmanbietern deutlich.

Bundeskanzlerin: Datenschutz muss funktionieren

Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel betonte in ihrer Eröffnungsrede, dass das Forschungsgebiet der künstlichen Intelligenz „eines der großen Themenfelder der Zukunft“ seien. Big Data könne allen helfen, vorausgesetzt der Datenschutz funktioniere, der Verwendungszweck von Daten werde nicht missbraucht und Algorithmen seien transparent, betonte Merkel.

Hersteller & Anbieter in der Pflicht

Insbesondere ihren Ausführungen zum Thema Datenschutz schliesst sich Internetexperte Stiren an. „Das Ausspähen von Nutzerverhalten und Informationen muss ein Ende gesetzt werden. Ebenso müssen Smartphone- und Betriebssystem-Hersteller, Provider und Internet-Hardware-Hersteller mehr für die Sicherheit ihrer Kunden tun.“ Der Hackerangriff, der vor wenigen Tagen fast eine Millionen Telekom-Router lahmlegte, offenbare die großen Sicherheitslücken.