01.04.2021

Nach dem Hype: Die Isolation im Homeoffice

netzversteherFoto: netzversteher

Ausgerechnet der Cloud-Dienstleister Microsoft hat eine bemerkenswerte Studie zum Thema Homeoffice publiziert. Der kommt nach einem Jahr Corona-Pandemie zu einem ernüchternden Ergebnis. Homeoffice ist – frei nach Johann Wolfgang von Goethe – nicht der Weisheit letzter Schluss. Es zeigen sich dringende Trends auf, die künftig bei der Entwicklung von Homeoffice berücksichtigen werden müssen.

Digitale Erschöpfung durch Homeoffice

Microsoft geht es bei der Untersuchung auch darum, die eigene Strategie für das Homeoffice 2.0 für mehr als 160.000 Mitarbeiter auf der ganzen Welt auf den Prüfstand zu stellen und optimaler auszurichten. Remote-Arbeit habe für einige neue Arbeitsmöglichkeiten geschaffen, es biete u. a. mehr Zeit für die Familie und mehr Optionen, ob oder wann man pendeln müsse. Die größte Herausforderung sieht der Techriese darin, dass Teams voneinander abgeschottet sind und die digitale Erschöpfung eine reale und unhaltbare Bedrohung bilde. „Es fehle letztendlich an echter sozialer Kommunikation“, so Microsoft.

Mehr persönliche Zeit mit dem Team

67 Prozent wünschen sich mehr persönliche Zusammenarbeit. Auch den Führungskräften fehlt der Kontakt zu den Mitarbeitern. 73 Prozent der Arbeitnehmer will aber die Möglichkeit haben, auch aus der Ferne zu arbeiten. Das Schlagwort lautet also „hybrides Arbeiten“. Andere Zahlen verwundern. Zum Beispiel, dass selbst nach einem Jahr Heimarbeit 42 Prozent der Mitarbeiter angeben, dass ihnen zu Hause wichtige Büromaterialien fehlen, und jeder Zehnte nicht über eine angemessene Internetverbindung verfügt, um seine Arbeit zu erledigen. Und über 46 Prozent, dass ihr Arbeitgeber sie nicht bei den Kosten für die Telearbeit unterstützt. Microsoft beruft sich bei diesen Zahlen auf eine Umfrage des unabhängigen Forschungsunternehmen „Edelman Data x Intelligence“ unter rund 30.000 Vollzeitbeschäftigten oder Selbstständigen in 31 Märkten zwischen dem 12. Januar 2021 und dem 25. Januar 2021.

Hybrides Arbeiten ist das New Work

Mitarbeiter wollen offensichtlich das Beste aus beiden Welten: Über 70 Prozent der Arbeitnehmer wünschen sich, dass flexible Remote-Arbeitsmöglichkeiten bestehen bleiben und in diesem Zuge sich 67 Prozent nach mehr persönlichen Kontakten sehnen. Das Bild von der traumhaften Heimarbeit hat sich mit Problemen wie sozialer Vereinsamung, digitaler Erschöpfung und Überanstrengung relativiert. Vielen fehlt es an Agilität, Empathie, Vertrauen, Reibung, kreativem oder interdisziplinärem Austausch. Wichtige Eigenschaften, deren volle Entfaltung eben erst im persönlichen Kontakt liegen. Kein Videosoftware kann das transportieren.

Feste Kern- und feste Homeoffice-Wochentage für alle

Hybride Sitzungen sind oft suboptimal. Erweiterte Realität (AR) wäre hier ein gutes Produkt, die virtuelle Anwesenheit vielleicht durch eine virtuelle Anwesenheit zu verbessern. Doch das ist (noch) Zukunftsmusik. Solange bleiben die Nachteile hybriden Arbeitens wie z. B. die Konfusion, wer heute zu Hause und wer in der Firma arbeitet. Die Konklusion liegt auf der Hand: Feste Kern- und feste Homeoffice-Wochentage für alle und Vermeidung von hybriden Videokonferenzen. Flexibilität und hybrides Arbeiten werden den Arbeitsplatz nach der Pandemie definieren, aber der reale Face-to-Face-Kontakt wird wichtig wie je bleiben … solange der Mensch ein soziales Wesen ist.

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