14.03.2015

Nearly Flat Design löst skeuomorpisches Design ab

Spätestens seit „Microsoft Windows 8“ und der Smartphone-Oberfläche „Windows Phone“ ist reduziertes Design bei Betriebssystemen voll angesagt. Vorbei die Zeiten mit sogenanntem skeuomorpischen Design wie wir es vom Apple-IPhone-Terminkalender mit Lederbezug und Spiralbindung kennen. Mit dem Betriebssystem IOS7 ist auch Apple im „Flat Design“ nachgezogen.

Flat design als Gestaltungsdogma: Für viele bietet das reduzierte eindimensionale Design eine besser strukturierte Optik

Flat design als Gestaltungsdogma: Für viele bietet das reduzierte eindimensionale Design eine besser strukturierte Optik

Aber auch das Screendesign von Websites verändert sich zum minimalistischen und greift den neuen Trend auf. „Das Webdesign von heute verzichtet auf Schmuckelemente wie Texturen und 3D-Effekte. Einfach und klar mit einfarbigen Flächen und der Verwendung einer reduzierten Piktogrammen-Sprache“, beschreibt Internet-Fachmann Thomas Stiren den neuen Hype im Webdesign.

„Skeuomorphistisches Design sollte helfen, durch eine möglichst realistische Darstellung des ursprünglichen realen Gerätes eine Vertrautheit zu schaffen, die eine möglichst intuitive Handhabung der Software ermöglicht“, umschreibt es ein Wikipedia-Autor treffend. Und jeder kennt es, das charakteristische Umblättern einer Buchseite bei E-Book-Readern, realitätsnahe Regler und Tasten bei Mischpulten, Taschenrechner, Uhren usw.

Für Onlinemarketer Thomas Stiren ist Nearly Flat Design ein Trend wie jeder andere: Er kommt und geht. „In zehn Jahren wird skeuomorpisches Design wieder in sein. Ich erinnere mich noch, als wir Mitte der 1990er Jahre den Schatten-Effekt einführten, der sieben Jahre später einen völlig verstaubten Eindruck bei Webseiten hinterließ.“

Flat design ist zum Gestaltungsdogma der Webdesigner geworden. Für viele bietet das reduzierte eindimensionale Design eine besser strukturierte Optik. Dem wiederspricht Stiren allerdings: „Alle Studien belegen, dass skeuomophisches Design schneller vom Gehirn verarbeitet wird und damit mehr Leads erzeugt. Haptische Websites wirken sympathischer und bleiben auch länger im Gedächtnis der Nutzer haften.“

So kann Flat Design schnell zu einem Konversions-Killer werden, warnt auch der Internet-Experte Matthias Steinfort von der Agentur „kernpunkt optimiert“. Erste Unternehmen reagieren bereits und tauschen die Flatbuttons durch auffälligere Buttons mit 3D-Effekten aus. Er empfiehlt Flat Design mit einer gesunden Mischung einzusetzen: „Deshalb kann Flat Design kein einheitlicher Maßstab sein, sondern muss Ermessensspielraum lassen. Ein service- und kundenfreundlicher E-Commerce braucht ein Flat Design, das von den puren Gestaltungsgrundsätzen abrückt und die Blicke der Nutzer zum Ziel führt: zur Produktinszenierung, zur Handlungsaufforderung und schließlich zum Kauf“, so Steinfort.