07.09.2019

Soziale Roboter als Vorstufe zur technologischen Singularität

Jakub KaliszewskiFoto: Jakub Kaliszewski

Kennen Sie noch das Elektronikspielzeug „Tamagotchi“, das Mitte der 1990er Jahre weltweit populär wurde?! Es war eine der ersten virtuellen Tiere: Genauer gesagt das erste Computerküken, um das man sich wie ein echtes Haustier kümmern musste. Seine Bedürfnisse … wie im realen Tierleben: Schlafen, essen, trinken und Zuneigung empfangen und schenken. Vernachlässigt Frauchen oder Herrchen es, stirbt das Tierchen. Zuvor ist es dem Besitzer ans Herz gewachsen, weil es eine eigene Persönlichkeit entwickelt hat.

Das Foto zeigt „Elenoide Zeitsprung“, eine humanoide Roboterdame an der TU Darmstadt (Fotograf: Jakub Kaliszewski)

Die humanoiden Serviceroboter kommen

25 Jahre später ist die Technologie ausgereifter und nicht mehr starr in einem Plastikgehäuse mit Display versteckt. Mittlerweile bewegen und sprechen die virtuellen Tiere sich und sind, vornehmlich aus Südkorea und Japan kommend, in der Seniorenbetreuung im Einsatz. Mit künstlicher Intelligenz ausgestattet, erkennen die humanoiden Serviceroboter die Stimmen der Patienten, lassen sich gerne streicheln und können komplexere Interaktionen durchführen. Auch in Deutschland sind seit letztem Jahr die ersten „Menschenroboter“ unterwegs: Roboterdame „Josie Pepper“ unterstützt die Reisenden am Flughafen München. „Zora“ spricht 20 Sprachen und turnt mit den Kindern am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein.

Die Zukunft der Arbeitswelt

Ebenfalls weiblich ist „Elenoide“. Sie verstärkt seit diesem Jahr das Team des Fachgebietes Marketing und Personalmanagement der TU Darmstadt bei Forschungsstudien im „leap im time Lab“. Als Repräsentantin des technologischen Fortschritts gibt Elenoide Einblicke in die Zukunft der Arbeitswelt und deren Technologien. Die Roboterdame, die ursprünglich aus Japan stammt, ist mit 49 Pneumatikzylindern, einem stereoskopischem Sehvermögen sowie beheizten Händen ausgestattet. Ihr hochbewegliches Gesicht ermöglicht einen sehr nuancierten Ausdruck von Gefühlen, weshalb Elenoide vorrangig im Kontakt mit Menschen, z. B. im Büro oder im Kundenkontakt, eingesetzt wird. Mit Elenoides Hilfe untersuchen die Wissenschaftler rund um Prof. Dr. Ruth Stock-Homburg u. a. das Akzeptanzverhalten von Menschen gegenüber eben diesen humanoiden Robotern.

Der Roboter übernimmt den Mensch

Die schlauen Helfer kommen langsam im Alltag an und übernehmen immer komplexere Aufgaben. Auch werden Teile von ihnen als bionische Hilfsinstrumente am Menschen eingesetzt wie Gehhilfesysteme und Roboterarme/-hände. Sie fühlen sich beinahe echt an und lassen Mensch und Technologie verschmelzen. Neudeutsch nennt man sie auch „smarte“ Prothesen. Kritiker warnen bereits vor der „Cyborgisierung“ des Menschen in naher Zukunft. Der Mensch könnte sich so selbst, nicht nur physisch, sondern auch intellektuell erweitern. Über eine sogenannte Gehirn-Computer-Schnittstelle würden Informationen mit Cloudrechnern ausgetauscht. Transhumanisten sehen die Gefahr, dass der Roboter dank künstlicher Intelligenz den Menschen sogar in der nächsten Evolutionsperiode „ablösen“ könnte und sprechen über diesen Zeitpunkt von der „technologischen Singularität“. – Sciencefiction oder nahe Zukunft?!

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