01.12.2019

Startschuss für SprinD – Agentur für Sprunginnovationen

BMWi/Anja BlumentrittFoto: BMWi/Anja Blumentritt

Streaming statt DVD, Smartphone statt nur Telefon: Was für viele Menschen heute wie selbstverständlich zum Alltag gehört, begann einmal in den Köpfen visionärer Denker und Firmengründer. Sie hatten Ideen, die später ganze Märkte tiefgreifend verändern sollten – und alte Technologien überflüssig machten. Die Fachwelt spricht dabei von Sprung- oder „disruptiven“ Innovationen. Deutschland ist zwar ein Innovationsland, jedoch in vielen Bereichen schon abgehängt worden: Es ist stark in Wissenschaft und Forschung. Es verbessert stetig seine Technologien, Produkte und Dienstleistungen. Es ist Europameister bei Patentanmeldungen und behauptet sich im internationalen Wettbewerb. Deutschland muss aufholen und seine Potentiale besser ausschöpfen. Auf dem Weg von der Idee zum innovativen Produkt muss Deutschland viel schneller werden.

Agentur für Sprunginnovationen: flexibel und schnell

Den großen „Sprung“ soll künftig die „Agentur für Sprunginnovationen“ ermöglichen. Sie wurde als SprinD GmbH in Leipzig gegründet. SprinD steht für Sprunginnovationen in Deutschland. Die Gründung hat eine Kommission aus Mitgliedern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik im Auftrag des Bundesforschungs- und des Bundeswirtschaftsministeriums begleitet. Sprunginnovationen sind solche Innovationen, die insbesondere auf radikalen technologischen Neuerungen, aber auch auf völlig neuen Geschäftsmodellen und sozialen Veränderungen beruhen. Sprunginnovationen können völlig neue Märkte schaffen und bestehende disruptiv verändern. Sie gehen oft einher mit einer deutlich sichtbaren Veränderung des Nutzer- und Kundenverhaltens. Deshalb werden sie auch als disruptive oder radikale Innovationen bezeichnet. Ein Beispiel für eine technologische Sprunginnovation ist die Einführung des in Deutschland entwickelten mp3-Standards zur Speicherung und Übertragung von Musikdaten, welcher traditionelle Tonträger wie Schallplatten, Kassetten und CDs weitgehend vom Markt verdrängt hat.

Beschleunigung hochinnovativer Ideen

Die Agentur soll ein flexibles und schnelles staatliches Förderinstrument sein. Damit möchten das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) den Durchbruch hochinnovativer Ideen in den Markt unterstützen und beschleunigen. Oberstes Ziel der Agentur ist die Entdeckung und Weiterentwicklung von Forschungsideen, die das Potenzial zur Sprunginnovation haben. Unter diesen künftig zu fördernden Projekten fällt auch die Gründung neuer Tochtergesellschaften, die wiederum neue Unternehmungen und damit Arbeitsplätze in Deutschland schaffen.

Innovationsentrepreneure treiben die Sprunginnovationen voran

Die besten Ideen entstehen im Wettbewerb der klügsten Köpfe: Daher werden Innovationswettbewerbe zu gesellschaftlichen Herausforderungen („Challenges“) ein Instrument der Förderung sein. Zudem werden die Ergebnisse bestehender Forschungs- und Entwicklungsarbeiten mit Sprunginnovationspotenzial untersucht, um sie als Schnellboote für den Transfer in den Markt vorzubereiten. Die Agentur setzt dabei auf einen personenzentrierten Ansatz: Innovationsentrepreneure sollen mit größtmöglichen Freiräumen bei der Steuerung die Vorhaben vorantreiben. Ihre Aufgabe ist es auch, die Markteinführung vorzubereiten. Hierfür werden sie der Kopf einer eigenen Tochtergesellschaft der Agentur und leiten ihr eigenes Team.

Wie wird gearbeitet?

Die Agentur wird themenoffen und in einer Kultur geprägt von Risikobereitschaft, Flexibilität und Fehlertoleranz wirken. Die Themenfindung wird durch einen Bewertungsprozess in der Agentur stattfinden. Drei Pilotinitiativwettbewerbe hat das BMBF bereits gestartet – die Wettbewerbe „Energieeffizientes KI-System“, „Organersatz aus dem Labor“ und „Weltspeicher“. Gründungsdirektor der Agentur für Sprunginnovationen ist Rafael Laguna de la Vera. In der Zentrale der Agentur werden voraussichtlich 35-50 Personen beschäftigt werden. Die Agentur ist zunächst für eine Laufzeit von zehn Jahren geplant. Rd. 1 Mrd. Euro sind derzeit dafür vorgesehen. Mit der Agentur für Sprunginnovationen geht die Bundesregierung einen neuen Weg in der zivilen Forschungsförderung. Die Agentur soll bahnbrechenden Innovationen „made in Germany“ zum Durchbruch verhelfen. Das Bundeskabinett hatte im August 2018 beschlossen, eine Agentur für Sprunginnovationen einzurichten. Eine Gründungskommission hatte im Juli 2019 Empfehlungen für die Agentur abgegeben.

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