31.07.2021

US-Präsident warnt: Cyberangriffe können zu echtem Krieg führen

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Das Internet ist in der Realität angekommen. Das Jahr 2021 markiert dabei für mich eine Zäsur. Auch wenn das Darknet bereits seit langem als der virtuelle Treffpunkt für kriminelle oder illegale Machenschaften gilt, erreichen die Cybererpressungen nun eine neue Dimension. Zuletzt legen Hacker eine Pipeline in den USA lahm und damit einen großen Teil des amerikanischen Tankstellennetzes. In Düsseldorf fällt das Computersystem eines Krankenhauses durch einen Erpressungstrojaner aus. Der Tod eines Patienten wird zunächst mit dem Computerausfall in Verbindung gebracht, zum Glück durch Ermittlungen der Staatsanwaltschaft aber später ausgeräumt.

Erpressung von Millionen

Die Wörter Cyberkriege und -angriffe klingen harmloser als sie es sind. Denn virtuelle und reale Welt sind längst miteinander verschmolzen. Mit Angriffen auf die Internet-Infrastruktur wird auch die Versorgung gefährdet. Nach Medienberichten erhalten Anfang des Monats Cyberkriminelle 11 Mio. Dollar Lösegeld. Das FBI ermittelt und erste Erpresser werden dingfest gemacht, Dank akribischer Ermittlungen im Zuge der Bitcoin-Transaktionen. Das FBI ist nach den jüngsten Vorfällen alarmiert, gleichwohl die Geheimdienstler bereits seit Jahren in die Cyberabwehr investieren. Auch Privatpersonen und Kleinbetriebe sind überall in der Welt von den Erpressungstrojanern, sog. Ransomware, betroffen. Doch hier geht es bislang nur um wenige Hundert Dollar.

Internet-Kriminalität wächst

Die in Deutschland für Cyberkriminalität zuständige Behörde, das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), sieht sich ebenfalls auf der Höhe der Zeit und hält auf ihrer Website laufend aktuelle Warnungen vor. Dass die Bundesregierung nun auch in die Cyberverteidigung investiert, ist dagegen längst überfällig. Bereits die Snowden-Enthüllungen im Jahr 2013 haben dokumentiert, wie perfide Bundeskanzlerin und Spitzenpolitik vom amerikanischen Geheimdienst abgehört wurden. 2015 kommt es zu einem Hackerangriff auf den Deutschen Bundestag, diesmal mutmaßlich vom russischen Militärgeheimdienst GRU. Anfang des Jahres kommt heraus, dass schon wieder die E-Mail-Konten von Bundestagsabgeordneten ausgespäht worden sind.

Vom virtuellen zum „echten Krieg“

Was in diesen Tagen als Randnotizen der Weltpolitik vermerkt ist, lässt allerdings aufhorchen und macht Angst. Hier warnt der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika Joe Biden wegen der Cyberattacken vor einem „echten Krieg“. Es sei mehr als wahrscheinlich, dass wir in einem Krieg enden, so der Präsident in einem Statement nach seiner Visite in der Stabstelle der Geheimdienstkoordination (ODNI). Er sieht die Wahrscheinlichkeit exponentiell zunehmen, dass es zu einem echten Krieg zwischen den USA und einer Großmacht als Folge eines Cyberangriffs komme. Eine erschreckende Einschätzung, die es erfordert, eine Taskforce unter den Großmächten einzusetzen, die in diesem Falle vermittelt, sondiert und befriedet.

Einflussnahme bei politischen Wahlen

Besonders liegt Biden noch die Einflussnahme bei den vorletzten Präsidentschaftswahlen im Magen. Die Russen sollen dank massenhafter Facebook-Fakeaccounts, Facebook-Werbeanzeigen und unter Ausnutzung der Facebook-Algorithmen politische Meinungsmache pro Trump und gegen Hillary Clinton betrieben haben. Diese Beeinflussung ist allerdings keine Erfindung des Internet. Schon immer versuchen Großmächte ihre politischen Interessen mit Medien durchzusetzen. Im Zuge der bevorstehenden Bundestagswahl hat sich das BSI diesem Thema angenommen und stellt für Kandidierende und bereits politische Mandatstragende konkrete Hilfestellungen zur Steigerung der IT-Sicherheit und zum Schutz der elektronischen Daten und Identitäten bereit. Ein wichtiger Beitrag zur Stärkung der Demokratie und dem Bewusstsein, als Mandatsträger in die Fänge von Cyberkriminellen und Geheimdienstler zu gelangen und damit erpressbar zu werden. Das Internet ist ein Abbild der Menschen, und damit dem Guten und Schlechten. Ich warne jedoch davor, es dafür im wahrsten Sinne des Wortes zu verteufeln, das wäre unredlich. Der Staat muss seine Infrastruktur, sich, seine Bürger, Einrichtungen und Unternehmen davor schützen. Dafür ist in der Vergangenheit zu wenig unternommen worden.

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