
Gold Plating im Internet – also die Praxis, europäische Richtlinien in Deutschland besonders streng, kompliziert und praxisfern umzusetzen – ist längst zum Fortschrittshemmnis geworden. Während andere Länder digitalisieren, dokumentieren wir. Während in Estland Steuererklärungen mit einem Klick erledigt sind, diskutieren wir hierzulande über die datenschutzkonforme Ausgestaltung von Faxgeräten. Und während in Dänemark die Behörden Bürgerdaten vorausschauend und automatisiert nutzen, füllen wir Excel-Listen für staatliche Fördermittel aus.
Deutschland hat sich im digitalen Raum ein enges Korsett aus Vorschriften, Zuständigkeiten und Bürokratielogik geschneidert – und wundert sich dann, warum es nicht vorankommt. Genau an dieser Stelle braucht es jetzt einen radikalen Richtungswechsel. Einen Neustart. Und den Mut, Verwaltung nicht länger als Hindernis, sondern als Gestalter zu denken.
Mit der Berufung von Karsten Wildberger zum ersten Bundesminister für Digitales und Staatsmodernisierung deutet sich ein Kurswechsel an. Endlich. Und ja: Die Entscheidung für den ehemaligen Ceconomy-CEO ist mehr als Symbolpolitik. Sie ist ein Signal – für Tempo, Praxistauglichkeit und unternehmerische Denke.
Warum ein eigenes Digitalministerium überfällig ist
Digitalpolitik war in Deutschland lange ein politisches Niemandsland. Mal lag die Verantwortung beim Innenministerium, mal bei der Kanzlerin, dann bei Staatssekretären ohne eigenes Budget. Die Folge: Zersplitterung, Zuständigkeitschaos, Reformstau.
Ein eigenständiges Digitalministerium schafft endlich den Raum, ressortübergreifende Digitalisierung mit Nachdruck und Durchgriff anzugehen – von der Verwaltungsmodernisierung über digitale Bildung bis zur Cybersicherheit. Es bündelt Kompetenzen, statt sie zu zerstreuen. Kurzum: Es ist ein überfälliger Strukturwandel in der Regierungsorganisation. Nicht weniger.
Der richtige Mann zur richtigen Zeit
Natürlich ist Karsten Wildberger kein klassischer Politiker. Und genau das ist seine größte Stärke. Er kennt keine Parteibuch-Seilschaften, sondern KPI-Dashboards. Kein Ministerialdeutsch, sondern Skalierungslogik. Kein „Das haben wir immer so gemacht“, sondern „Was bringt’s dem Nutzer?“.
Ob auf der TECH-Konferenz in Heilbronn oder auf der re:publica in Berlin – Wildberger schafft den Spagat zwischen Start-up-Sprache und Staatsmodernisierung. Er redet nicht über Digitalisierung, er will sie umsetzen. Schnell, konkret und offen für Allianzen.
Seine Ankündigung, Open Source in der Verwaltung zu fördern und Schnittstellen endlich einheitlich zu definieren, mag banal klingen. In der Realität der föderalen Digitaltristesse ist das eine Revolution.
Wirtschaftliches Denken statt digitalem Klein-Klein
Wildberger bringt etwas in die Regierung, was bislang viel zu oft gefehlt hat: unternehmerisches Denken. Statt über immer neue Programme nachzudenken, fragt er nach Wirkung, Skalierbarkeit, Effizienz. Statt digitaler Alibi-Projekte will er die Grundstruktur verändern – mit einem „Deutschland-Stack“, der nicht mehr zwanzig Mal dasselbe neu erfindet.
Studien zeigen: Politiker mit Management-Background priorisieren Investitionen, reduzieren Bürokratie und erzielen messbar bessere wirtschaftliche Effekte. Genau das braucht der digitale Staat von morgen. Und genau dafür steht Karsten Wildberger.
Vom Mediamarkt zum Ministerium – ein Widerspruch?
Nein – eine Chance. Wer 1.000 Filialen in vielen Ländern digitalisiert hat, weiß, wie komplexe Transformationsprozesse funktionieren. Wer Ceconomy durch schwierige Zeiten geführt hat, weiß, wie man Prioritäten setzt. Und wer dann auf Millionen-Gehalt verzichtet, um dem Staat zu dienen, beweist Haltung.
Natürlich wird sich Wildberger an seinen Ergebnissen messen lassen müssen. Aber er startet mit dem richtigen Mindset: Digitalisierung als Wachstumsmotor, nicht als Dauerbaustelle. Als Ermöglichung, nicht als Experiment.
Jetzt nicht ausbremsen, sondern machen lassen
Wildberger hat gezeigt, dass er mit progressiven Digitalakteuren genauso sprechen kann wie mit wirtschaftsnahen Stakeholdern. Er ist kein Blender, sondern ein Brückenbauer. Und genau diesen Brückenschlag zwischen Verwaltung, Wirtschaft und digitaler Zivilgesellschaft brauchen wir jetzt dringender denn je.
Ein eigenes Digitalministerium ist ein starkes politisches Bekenntnis zur Zukunftsfähigkeit. Und mit Karsten Wildberger steht an seiner Spitze jemand, der nicht nur reden, sondern auch liefern kann.
Jetzt braucht er vor allem eines: Rückenwind. Keine Fesseln. Und den Mut, den analogen Ballast endgültig abzuwerfen.
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