01.06.2015

WhatsApp — Das neue Newslettermarketing-Instrument

Grafik: Netzversteher

Der klassische E-Mail-Newsletter steckt in der Krise. Die Öffnungsraten sinken. Empfänger sind genervt von der Werbung per elektronischer Post. Immer wieder versuchen Werbetreibende Qualität und Akzeptanz der Newsletter zu verbessern. An der Betreffzeile wird für eine höhere Öffnungsrate gefeilt. „Und durch Hyperpersonalisierung und der auf den Kunden individueller zugeschnittenen Werbeinformationen soll eine höhere Kundenzufriedenheit erreicht werden“, so der Onlinemarketing-Spezialist Thomas Stiren von der Trierer Webagentur rdts AG. Die Not ist mittlerweile so groß, dass potentielle Newsletter-Abonnenten mit Gutscheinen in Höhe von bis zu 15 Euro gelockt werden, um die Werbebotschaften regelmäßig zu konsumieren.

WhatsApp ist der am schnellsten wachsende Internetdienst der Geschichte

WhatsApp als neues Marketinginstrument für E-Mail-Marketing und Newsletter-Marketing

Schneller an der Zielgruppe: WhatsApp die neue Newsletter-Alternative?!

Mit einer neuen Funktion beim Nachrichtensofortversand-Dienst „WhatsApp“ tut sich eine echte Alternative auf: Denn jeder Deutsche kennt den Handy-Messenger. Immerhin 30 Millionen, also jeder zweite Deutsche, nutzen die kostenlose SMS-Alternative auf ihrem Mobilfunkgerät zum internetbasierten Austausch ihrer Textnachrichten, Bilder, Videos und Ton-Dateien sowie Standortinformationen mit anderen Benutzern. Seit kurzem kann auch darüber telefoniert werden. WhatsApp kann weltweit 800 Millionen aktive Nutzer (Stand April 2015) verbuchen und gilt als der am schnellsten wachsende Internetdienst der Geschichte. Seit letztem Jahr gehört der Dienst dem börsennotierten US-Unternehmen Facebook.

Deutsche lieben WhatsApp — Jeder Zweite ist dabei

Erste Unternehmen haben die Vorteile erkannt, WhatsApp als Alternative zum herkömmlichen Newsletter einzusetzen. Denn WhatsApp ist für viele Deutschen zur virtuellen Austauschplattform Nummer 1 geworden und kennt keine Altersgrenzen: Der Schüler nutzt es genauso wie seine Eltern. Und liegen die Interessen gleich auf, wird eine Gruppe gegründet. Ob Hausaufgaben, Sportverein, Clique oder Familie: Kaum einer ist nicht Mitglied einer Gruppe und nutzt die Vorteile.

Broadcast-Listen sind das neue Instrument für Firmen

Gruppenteilnehmer sind für jeden der Gruppe einsehbar. Und das ist der Unterschied für die für Firmen so interessante „Broadcast-Listen“, die erst seit Ende des letzten Jahres für IPhone-Nutzer verfügbar sind. Außerdem werden die Nachrichten nicht an jeden, sondern nur an den „Betreiber“ der Broadcast-Gruppe gesendet. Die Listen können für jegliche Art der Endkundenkommunikation eingesetzt werden: Angebote & Aktionen, Aktuelles, Gewinnspiele, Tipps, Umfragen, Mittagstisch etc. Wird auf eine Webseite für weitergehende Informationen verlinkt, ist eine mobil-freundliche Darstellung der Homepage allerdings zwingend erforderlich. Dabei können Unternehmen dies auch einsetzen, um Mitarbeiter-Gruppen wie Vertrieb oder Geschäftsleitung schneller mit Meldungen zu versorgen. Ein Frankfurter Hotel nutzt den Dienst zudem als weiteres Kontaktmedium. Ein Autohersteller wiederum testet WhatsApp zur Personalrekrutierung. Azubis können sich bei einer Krankenkasse in einer Gruppe austauschen. „Das Spektrum, WhatsApp als Alternative für Newsletter und Interaktion einzusetzen, ist enorm gestiegen“, preist Internet-Fachmann Thomas Stiren die neuen Möglichkeiten an.

Publikation und Planung der WhatsApp-Meldungen per Desktop-Computer

Damit das Versenden von Nachrichten über ein Smartphone nicht zur Qual wird, bieten mittlerweile eine Handvoll Betreiber an, webbasiert über ihre Seiten — sogar zeitlich geplant — Nachrichten zu versenden. Diese Abos kosten zurzeit für bis zu 500 Nachrichten rund 25 € pro Monat. „Versierte Programmierer können jedoch ein einfaches Bash-Skript schreiben und so die Broadcast-Listen ebenfalls über den Desktopcomputer füttern und so über WhatsApp verschicken“, verrät der Onlinemarketing-Spezialist.

Mit der richtigen Strategie zum Erfolg

Wie ist die richtige Strategie für Unternehmen, WhatsApp als Kommunikationskanal zu nutzen? „Zunächst sollte man alle Stakeholder betrachten und sich nach dem Benefit eines möglichen WhatsApp-Service bei jeder einzelne Gruppe fragen.“ Ist er gegeben, so Thomas Stiren, empfiehlt sich in einem gemeinsamen Redaktionsgespräch Inhalte, Intervalle und Paten zu bestimmen. „Nach einer formulierten Testphase kann der Service fest institutionalisiert werden.“ Nach einem Jahr sollte man sich die Frage stellen, wie der Service positiv zur Wertschöpfung im Unternehmen beigetragen hat. — Und Gefahren? „Big brother is watching you. Echte Firmeninternas und sensible Infos gehören nicht in dieses Medium, gleichwohl die Bereiche geschlossen sind“, warnt Thomas Stiren vor dem Zugriff insbesondere von amerikanischen Geheimdiensten und Monitoringtools.

Die werbefreien Tage sind gezählt

Der Erfolg von WhatsApp, kostenlos und bislang werbefrei zu sein, könnte bald einen weiteren Dämpfer erhalten: Neben der Tatsache, dass Unternehmen den Dienst als Newsletter-Alternative missbrauchen könnten, wird in Branchenkreisen gemunkelt, Facebook plane noch in diesem Jahr die Einführung von Werbeformaten. Es bleibt spannend!