15.10.2025

„Zukunft made in Germany“ – Warum Deutschland jetzt Innovation wagen muss

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Die deutsche Wirtschaft ist stark – noch. Doch während Konzerne wie VW, BMW oder Allianz hierzulande die Umsatzlisten anführen, dominieren in den USA längst die großen Innovatoren: Apple, Amazon, Microsoft, Tesla und Google. Das Bild ist klar: Deutschland verharrt zu oft im Verteidigungsmodus seiner alten Industrien, während die Welt schon die nächste technologische Revolution vorbereitet.

Genau hier setzt Tina Klüwers neues Buch „Zukunft made in Germany“ an. Auf knapp 200 Seiten entfaltet die KI-Expertin und ehemalige Leiterin im Bundesministerium für Bildung und Forschung eine schonungslose Analyse des deutschen Innovationsstaus – und zeigt konkrete Wege, wie wir ihn überwinden können.

Vom Abwehrkampf zum Zukunftscommitment

Klüwer zeichnet das Bild einer starken Volkswirtschaft, die dennoch Gefahr läuft, ins Hintertreffen zu geraten. Ob digitale Infrastruktur, pharmazeutische Versorgung, Bundeswehr oder der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Unternehmen – zu oft hinkt Deutschland hinterher. Die Autorin fordert daher ein klares Umsteuern:

  • Innovation als oberste Agenda – nicht neben vielen Strategien, sondern als Leitziel.

  • Europa als Partner – nur gemeinsam lässt sich gegen die Giganten USA und China bestehen.

  • Lange Perspektive – Veränderungen brauchen Jahre, deshalb muss das Manöver jetzt eingeleitet werden.

Drei große Aufgabenfelder

Besonders eindringlich beschreibt Klüwer drei Handlungsfelder, die über Wohlstand und Souveränität entscheiden:

  1. Bildung und Fachkräftebasis sichern
    Schulen und Universitäten dürfen nicht länger kaputtgespart werden. KI-Verbote im Unterricht hält Klüwer für fatal: Nur wer digitale Werkzeuge versteht, kann sie auch kritisch und produktiv nutzen. Ausbildung, Umschulung und internationale Fachkräfte sind zentrale Bausteine.

  2. Transferlücke schließen
    Zwischen Forschung und Wirtschaft klafft in Deutschland ein Abgrund. Während US-Konzerne selbst Forschungsdurchbrüche erzielen und eng mit Universitäten verzahnt sind, blockieren hierzulande starre Strukturen. Klüwer fordert flexiblere Karrieremodelle, mehr Anreize für Transfer und eine Kultur des Austauschs.

  3. Start-up-Land werden
    Deutschlands Gründungskultur liegt im internationalen Vergleich weit zurück. Damit sich das ändert, braucht es mehr Wagniskapital, faire Regelungen zu geistigem Eigentum und vor allem: etablierte Unternehmen, die mit Start-ups kooperieren, statt sie links liegen zu lassen.

Unternehmerischer Mut statt Subvention von Altem

Klüwer macht klar: Wohlstand lässt sich nicht sichern, indem wir Vergangenes subventionieren. Notwendig sind Investitionen in neue Technologien, digitale Geschäftsmodelle und gezielte Kooperationen zwischen etablierten Firmen und jungen Innovatoren. Wer zu lange wartet, riskiert die eigene unternehmerische Existenz – die Beispiele Kodak oder die verschlafene Elektromobilität mahnen eindrücklich.

Ein neues Narrativ: Zukunft made in Germany

Doch Klüwers Buch ist mehr als ein wirtschaftspolitischer Appell. Es ist ein Plädoyer für ein neues Selbstverständnis. Deutschland brauche ein positives Narrativ – sei es als führende Quantennation, als Vorreiter smarter KI-Fabriken oder als Innovationsmotor in der Medizin. Statt Angstdebatten und überharter Regulierung sei Mut gefragt, Chancen zu sehen und zu gestalten.

Fazit

„Zukunft made in Germany“ ist ein dringender Weckruf zur rechten Zeit. Tina Klüwer verbindet Fachwissen mit Erfahrung aus Forschung, Start-up-Welt und Politik. Ihre Botschaft ist klar: Deutschland hat alle Voraussetzungen – starke Forschung, kluge Köpfe, wirtschaftliche Kraft. Aber es braucht jetzt den Willen, die Weichen richtig zu stellen.

Ein Buch für alle, die Zukunft nicht nur verwalten, sondern gestalten wollen – in Politik, Unternehmen und Gesellschaft.

Leseempfehlung für Entscheider, Gründer und alle, die an den Standort Deutschland glauben.